LZ 19.04.2021: Radeln gegen die Beton-Sackgasse

Nachdem bereits in der Lünepost ein Artikel über die Aktionen des breiten Bündnisses gegen den Bau der A 39 erschien, hat auch die Landeszeitung Lüneburg einen Artikel über die Demonstration und die Statements zum Bau der A 39 verfasst. Das Statement unser Pressesprecherin Hannah ist natürlich auch dabei.

Radeln gegen die "Beton-Sackgasse"

Rund 600 Menschen setzten ein deutliches Zeichen gegen den Weiterbau der A39 und für eine Verkehrswende

Von Antje Schäfer

Lüneburg. Keine Autobahn 39 und eine umgehende Umsetzung der Verkehrswende – das waren die zentralen Forderungen bei einer Fahrrad-Demo, die auch über die Ostumgehung führte. Rund 600 Radfahrer traten dafür in die Pedale. Die von Lüneburger Gruppen organisierte Aktion bekam Unterstützung von Vertretern von Initiativen und Gruppen, die sich entlang der Strecke Lüneburg – Wolfsburg gegen den geplanten Weiterbau der A39 einsetzen.

Treffpunkt war der Bahnhofsvorplatz, wo eigentlich eine Kundgebung stattfinden sollte. Doch mit Blick auf die steigenden Inzidenzwerte hatten die Organisatoren darauf verzichtet. Es wurde auf Abstand von zwei Metern zum nächsten geachtet, Maskenpflicht selbstverständlich eingehalten.

Bevor die Protest-Tour startete, machte Theresa Berghof vom Klimakollektiv gegenüber der LZ deutlich: „In Zeiten der Klimakrise ist es ein Irrweg, wenn in Deutschland weiter Hunderte Kilometer Autobahnen neu gebaut werden sollen. Gemeinsam fahren wir mit der Fahrraddemonstration genau dorthin, wo eine verkehrspolitische Sackgasse in Beton gegossen werden soll.“

Hannah Lübbert vom Klimaentscheid verwies darauf, dass der Landkreis Lüneburg den Klimanotstand ausgerufen habe, was dringend notwendig sei angesichts der Klimakrise. Klimaneutralität heiße, klimafreundliche Projekte zu fördern, aber auch solche zu unterlassen, „die mit den Klimazielen unvereinbar sind. Ein solches Projekt ist die A39“. Wo die Politik es nicht schaffe, eigene Ziele einzuhalten, „müssen Bürger aktiv werden“. Da gehe Klimaentscheid voran, indem die Initiative ein Bürgerbegehren auf den Weg bringen will, damit Lüneburg bis 2030 klimaneutral ist.

Die Pläne für die A39 bezeichnete Jukka Kilgus von Extinction Rebellion als „ein Symptom der bisher fehlgeschlagenen und verschlafenen Verkehrswende. Wenn wir weiterhin derart die Lebensgrundlagen zerstören, wird es das Überleben von Milliarden Menchen gefährden“.

Kritik richtet sich auch gegen gestiegene Kosten

Volker Constien gehört der Bürgerinitiative Lüne-Moorfeld an, die sich 2006 gegründet und dem Dachverband der BIs gegen die A39 angeschlossen hat. Er freute sich über die öffentlichkeitswirksame Aktion, die von vielen Lüneburger Gruppen getragen werde. Seit 1995 werde die A39 „von wissenschaftlichen Studien nicht empfohlen“, seither werde der Nutzen des geplanten A39-Lückenschlusses „schöngerechnet“, während die 2003 veranschlagten Kosten von 437 Millionen Euro mittlerweile aufs Dreifache gestiegen seien.

Die rund 1,4 Milliarden Euro, die der Autobahnbau kosten würde, „brauchen wir dringend für eine sozial-ökologische Verkehrswende“, machte Jutta Beer vom Ortverband der Lüneburger Grünen deutlich. Bus- und Bahnverkehr müssten nicht nur ausgebaut und das Netz engmaschiger, sondern die Tickets auch für jeden erschwinglich werden.

Zur Demo gekommen war auch Petra Vollmer aus dem Kreis Uelzen. „Ich habe bereits 2004 bei der ersten großen Demo gegen die A39 mitgemacht. Das politische Kima hat sich inzwischen geändert, darauf setze ich meine Hoffnung.“ Auch Eva Gresky von der BUND-Kreisgruppe Gifhorn ist überzeugt: „Die Verkehrswende wird kommen, weil die Bundestagswahl im September eine Klimawahl wird.“ Sie begrüßt, dass viele „tüchtige, junge Leute“ inzwischen den Protest breit aufgestellt nach vorne bringen. Am 5. und 6. Juni werde es bundesweite Aktionstage gegen den Weiterbau der A39 geben.

Vom Bahnhof führte die Protest-Tour über die Dahlenburger Landstraße, Theodor-Heuss-Straße, Konrad-Adenauer-Straße auf die Ostumgehung und auf dieser bis zur Anschlussstelle Moorfeld. Dort löste sich die Demo auf. Die Polizei hatte Sperrungen von Straßen zeitlich so abgestimmt und Umleitungen angezeigt, dass es zu keinen endlos langen Staus für den Autoverkehr kam.