Wo wir sind
Lange fehlte es in der Hansestadt allerdings an einer verbindlichen Entscheidung für Klimaneutralität. Das ist jetzt anders!
Anteile der Treibhausgas-Emissionen auf Lüneburger Stadtgebiet in 2019
Gesamt: ~580.000t CO2-Äq. (Energie- und THG-Bilanz)
Klimastadtplan und Klimavision
Seit Mai 2022 haben wir mit der Klimavision von GermanZero einen noch detaillierteren Maßnahmenkatalog für ein klimaneutrales Lüneburg.
- Energie
- Gebäude
- Mobilität
- Industrie
- CO2-Entzug
Strom muss zukünftig vollständig aus erneuerbaren Energien erzeugt werden. Sobald die Verbraucher:innen die Klimaschadenskosten für Kohle, Öl und Gas z.B. durch eine spürbare CO2-Bepreisung tragen müssen, wird die Wirtschaftlichkeit der Maßnahmen noch deutlicher. Aktuell wird etwa die Hälfte unseres Stroms aus erneuerbaren Energien erzeugt, vor allem mit Solar- und Windenergie. Lüneburg kann hier sehr viel mehr erreichen: Auf Dachflächen können wir z.B. umfassend Solarenergie nutzen.
Notwendige Maßnahmen in Lüneburg sind u.a.:
- Photovoltaik auf allen geeigneten Dächern und Flächen unserer Stadt installieren
- Windenergie auf Freiflächen ausbauen, durch Kooperation mit den Umlandgemeinden
- Stromüberschüsse in Speichern vorhalten – für Zeiten, in denen wenig Sonnen- und Windenergie verfügbar ist
- Förder- und Beratungsprogramme für Energieeffizienz und Energiesparen ausbauen
Ca. 1/4 aller CO2-Emissionen gehen auf Gebäude – vor allem auf Raumwärme & Warmwasser – zurück. Deshalb müssen private und kommunale Gebäude saniert werden, um Energie und damit auch Emissionen einzusparen.
Notwendige Maßnahmen in Lüneburg sind u.a.:
- Wärmesanierung, d.h. alle Gebäude auf einen Nutzwärmebedarf von 70 kWh/m² sanieren
- Forcierung der Wärmesanierung, z.B. durch Beratung und Förderung für Privathaushalte
- Wärmeerzeugung durch Einsatz von Wärmepumpen und durch Ausbau von Solarthermie &
Photovoltaik - Für alle Neu- und Umbauten:
– den Endenergieeinsatz für Heizwärme und Warmwasser auf 35 – 70 kWh/(m² a) begrenzen
– Neubauten nur genehmigen, wenn der Nutzwärmebedarf unter 35 kWh/(m² a) liegt
– in städtebaulichen Verträgen Mindestenergiestandards durchsetzen
– klimaschädliche Baustoffe (z.B. Beton) durch CO2-speichernde Baustoffe (z.B. Holz) ersetzen
Städte mit modernem Verkehrskonzept haben deutlich geringere CO2-Emissionen als autogerechte Städte des vorigen Jahrhunderts. Die Privilegierung der Autofahrer:innen muss zugunsten von Fußgänger:innen, Radlern und ÖPNV-Fahrgästen abgebaut werden. Bisher dem Autoverkehr vorbehaltene Verkehrsflächen werden umgewidmet. Durch eine neue Stadt- und Verkehrswegeplanung wird die Lebensqualität u.a. durch weniger Unfälle, weniger Abgase und weniger Verkehrslärm erheblich verbessert.
Notwendige Maßnahmen in Lüneburg sind u.a.:
- weitere autoarme Stadtgebiete (z.B. in der Innenstadt) und autoarme Nebenstraßen (Tempo 20 Zonen) ausweisen
- Flächen für Fuß- und Radverkehr ausweiten, Parkplätze umwidmen, Spielstraßen einrichten
- Sichere Radwege an allen Hauptstraßen einrichten und Fahrradstraßen ausweisen
- Im ÖPNV die Taktraten für Busse ausbauen, ÖPNV-Tickets billiger als Parkgebühren machen
- Flächendeckendes Parkraum-Management einführen und Car-Sharing-Angebote ausbauen
- Den gesamten öffentlichen Fuhrpark auf E-Antrieb umstellen
Mehr und konkretere Forderungen findet ihr beim Radentscheid Lüneburg, mit dem wir eng zusammenarbeiten, um Lüneburg zur Fahrradstadt zu machen!
Ortansässige Betriebe sollen dazu aufgefordert werden, ihre Unternehmen in eine klimaneutrale Produktion zu führen. Dies kann durch kommunale Beratungs- und Förderprogramme sowie konkrete Klimaschutzauflagen gelingen, insbesondere für energieintensive Gewerbebetriebe.
Notwendige Maßnahmen in Lüneburg sind u.a.:
- Förder- und Beratungsprogramme für die Nutzung von Prozesswärme umsetzen
- Klimaeffiziente Mobilitätslösungen für Betriebe umsetzen
Um das 1,5-Grad-Ziel zu erreichen, reicht es nicht aus, nur den Ausstoß klimaschädlicher Treibhausgase zu verringern; wir müssen zusätzlich der Atmosphäre CO2 entziehen und dafür sorgen, dass dieses CO2 langfristig gebunden bleibt. Dies kann z.B. gelingen, indem vermehrt Holz als Baumaterial eingesetzt wird. Außerdem sollte Altholz nicht verbrannt werden, da so das in ihm gebundene CO2 wieder in die Atmosphäre gelangt, sondern zur Herstellung von Pflanzenkohle verwendet werden. Auch Wälder sind wichtige CO2-Speicher, d.h. durch eine gezielte Waldbewirtschaftung und Aufforstung kann die CO2-Speicherfähigkeit von Wald erhöht werden.
Notwendige Maßnahmen in Lüneburg sind u.a.:
- Anlagen zur Herstellung von Pflanzenkohle (Pyrolyse-Anlagen) errichten
- Städtische Wald- und Grünflächen so bewirtschaften, dass sie möglichst viel CO2 speichern
- Bei Bau- und anderen Genehmigungen den CO2-Entzug berücksichtigen
Aktiver CO2-Entzug ist bislang ein recht unbekanntes Feld, obwohl in Pyrolyse und Humusaufbau viel Klimaschutz-Potenzial steckt. Projekte wie das Siegel „Der Grüne Giebel“ der Zukunftsstadt sind daher wichtige Startpunkte!
Interview mit Prof. Dr. Daniela Jacob
Prof. Dr. Daniela Jacob erklärt im Interview mit dem Klimaentscheid die Schritte zu mehr Klimaschutz für die Stadt Lüneburg. Daniela Jacob ist Meteorologin, Klimawissenschaftlerin und Direktorin des GERICS, dem Deutschen Institut für Klimaservices (Climate Service Center Germany). Einer der Forschungsschwerpunkte des GERICS ist, welchen Beitrag Städte leisten können, die Erderwärmung zu begrenzen.