FAQ

Die Frage unseres Bürger:innenbegehrens lautet:
Sind Sie dafür, dass die Hansestadt Lüneburg bis 2030 klimaneutral wird und innerhalb von 12 Monaten einen Klima-Aktionsplan erarbeitet, welcher die zur Erreichung dieses Ziels erforderlichen, rechtlich möglichen Maßnahmen beinhaltet?

Der menschengemachte Klimawandel droht die größte Krise der Menschheit zu werden. Schon jetzt bedrohen Hitzesommer die Ernten vor Ort, Extremwetterereignisse treten häufiger und intensiver auf, und der ansteigende Meeresspiegel bedeutet für tausende Menschen weltweit den Verlust ihres bisherigen Lebensraums. Um die Folgen der Erderhitzung einzudämmen, müssen der Ausstoß von Treibhausgasen drastisch reduziert und schnellstmöglich weltweite Klimaneutralität erreicht werden. Das bedeutet, dass keine Treibhausgase mehr emittiert werden beziehungsweise die verbleibenden Emissionen durch ökologische Senken wie Moore, Wälder oder Humusaufbau ausgeglichen werden. 

Neun der fünfzehn zentralen Klimakipppunkte sind bereits in Bewegung.¹ Um die schlimmsten Folgen der Klimakrise zu verhindern, müssen die globalen Treibhausgasemissionen schnellstmöglich heruntergefahren und Klimaneutralität erreicht werden. Dabei zählt jedes zehntel Grad, um das sich die Erde erwärmt, und 2050 als Klimaneutralitätsziel ist viel zu spät. Als Industrieland mit hohen Pro-Kopf-Emissionen sowie vergleichsweise geringer Betroffenheit trifft Deutschland eine besondere Verantwortung, Schäden des Klimawandels auszugleichen und zu verhindern. Aktuell würden die  Zielvorgaben der Bundes- und Landesregierung jedoch nicht ansatzweise zum Einhalten des Pariser Klimaschutzabkommens und erst recht nicht zum Erreichen des 1,5°-Ziels führen. Umso wichtiger, dass wir in Lüneburg voran gehen und bis spätestens 2030 klimaneutral werden. Damit werden wir unserer Verantwortung gerecht und gestalten selbst den Weg zu einer klimaresistenten und sozial gerechten Stadt.

¹ Lenton, T. M., Rockström, J., Gaffney, O., Rahmstorf, S., Richardson, K., Steffen, W., & Schellnhuber, H. J. (2019). Climate tipping points—too risky to bet against. Online verfügbar in Nature [13.01.2021], deutsche Übersetzung der Parents4Future hier [13.01.2021]

Ja, die Hansestadt Lüneburg hat schon Maßnahmen zum Klimaschutz ergriffen und 2021 einen Klimaschutzplan verabschiedet. Das Problem: Die Stadt hielt bis zum Sommer 2021 daran fest, erst bis 2050 Klimaneutralität zu erreichen – viel zu spät, zumal Lüneburg als Vorbild vorangehen könnte. Und selbst für 2050 als Zieljahr ist fraglich, ob die im Klimaschutzplan vorgesehenen Maßnahmen ausreichen würden. Diese beziehen sich nämlich nicht auf alle relevanten Sektoren, in denen Treibhausgase ausgestoßen werden. Daher fordern wir einen Klima-Aktionsplan, der die jährlichen Kosten und den Personalbedarf für die Planung und Umsetzung aller emissionsreduzierenden Maßnahmen enthält. Zudem muss der Plan die Kompensation der dadurch nicht vermeidbaren Emissionen im Stadtgebiet durch die Hansestadt ab 2030 vorsehen.
 
Die Klimakrise wartet nicht, bis die Mühlen der Kommunalpolitik fertig gemahlen haben. Zudem haben zahlreiche poltische Entscheidungsträger:innen den Ernst der Lage noch immer nicht erkannt und sind nicht bereit, konsequente Klimaschutzmaßnahmen auf en Weg zu bringen. Direktdemokratische Mittel ermöglichen es den Bürger:innen, aktiv Einfluss auf das kommunalpolitische Geschehen zu nehmen und damit ihren Wünschen und Forderungen- etwa nach ambitionierte Klimaschutz- Ausdruck zu verleihen. 
Der Umgang mt der Klimakrise ist die wichtigste Aufgabe unserer Zeit – und für diese sollten die Bürger:innen selbst die Stoßrichtung vorgeben können!
 
Mit der Unterzeichnung des Bürgerbegehren haben die Lüneburger:innen einen klaren Auftrag an die Stadt gestellt– die Stadt soll ihren Beitrag zu echtem Klimaschutz leisten. Mit der Unterschriftensammlung, der Kampagne und Informationen rund um Klimaneutralität haben wir außerdem auf das wichtigste Thema unserer Zeit aufmerksam gemacht und werden dies auch weiterhin tun.

Unsere Gruppe besteht aus Ehrenamtlichen und ist unabhängig organisiert – dies gibt uns viele Freiheiten, allerdings können wir weder auf Startkapital noch andere Projektgelder zurückgreifen. Daher stellen wir weiterhin Projektanträge für Fördertöpfe. Dieses Verfahren ist allerdings unter Umständen sehr langwierig und weitere Förderungen sind nicht gesichert. Daher sind wir für jede Spende dankbar, die uns hilft weitere Projekte und unsere Arbeit im Allgemeinen zu realisieren. Unsere Finanzen und Spenden laufen über den gemeinnützigen Verein JANUN Lüneburg e.V., der uns dankenswerterweise hierfür die Struktur bereitstellt. Weitere Informationen findest du hier.

Wir sind ein elfköpfiges Organisations-Team, das aus vielen Engagierten aus Studierendenkreisen, aber auch aus anderen Organisationen des Klima- und Umweltschutzes, besteht. Hierbei sind wir unabhängig organisiert, gehören also keinem Verein an. Wir sind allerdings Lokalgruppe von GermanZero, deren Wissen und Expertise uns unterstützt. Unsere Arbeit organisieren wir in kleinen Teams zu einzelnen Aufgabenbereichen, wie Vernetzung mit der Lokalpolitik, Presse und Social Media oder Argumentation. Wenn Du mitwirken möchtest, schau doch mal hier vorbei.

GermanZero hat ein Ziel: Deutschland in 15 Jahren klimaneutral machen! Klingt ambitioniert? Ist es auch. Doch ein Zusammenspiel aus verschiedenen Faktoren kann dieses Vorhaben möglich machen: Die Organisation hat 2021 ein Gesetzespaket als Klimaplan für ganz Deutschland vorgestellt , das mit Hilfe von politischem Druck im Bundestag beschlossen werden soll. Dieser Druck und die nötigen Veränderungen werden auch auf lokaler Ebene angestrebt: Zahlreiche Klimaentscheide sollen Deutschland Stadt für Stadt bis 2035 klimaneutral machen. Aktuell gibt es über 70 Klimaentscheide und Lokalgruppen, die sich vor Ort in den Städten und Kommunen mit der Unterstützung von German Zero für Klimaneutralität stark machen. Wir sind dabei und danken GermanZero für die immense Unterstützung bei der Organisation des Klimaentscheids, sowie die Entwicklung des Vorstoßes für eine ambitionierte Klimapolitik!

Jedes Bürger:innenbegehren braucht zusätzlich zur Abstimmungsfrage eine rechtliche Begründung. Unsere lautet:

Die menschengemachte Erderwärmung wird schwerwiegende negative Folgen nach sich ziehen. Diese machen sich bereits jetzt weltweit, aber auch schon in unserer Region
bemerkbar. Durch schnelles und entschlossenes Handeln können wir sie jedoch begrenzen: Je früher wir klimaneutral werden, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, die globale Erderwärmung auf 1,5°C zu begrenzen. 
Die Hansestadt Lüneburg kann ihrer Verantwortung gerecht werden, indem sie ebenfalls bis spätestens 2030 klimaneutral wird. Gleichzeitig wird die Stadt mit erneuerbaren Energien, zukunftsfähiger Bausubstanz, emissionsarmer Mobilität und ausgedehnten Grünflächen lebenswerter und attraktiver.
Daher fordern wir, dass die Hansestadt Lüneburg einen Klima-Aktionsplan für Klimaneutralität bis 2030 ausarbeitet. Konkret bedeutet dieses Ziel, dass Lüneburg unter Einbeziehung der städtischen Treibhausgas-Senken und weiterer Kompensationsmaßnahmen netto keine Treibhausgase emittiert. Der Klima-Aktionsplan muss die jährlichen Kosten und den Personalbedarf für die Planung und Umsetzung der emissionsreduzierenden Maßnahmen in allen
relevanten Handlungsfeldern enthalten, welche im Zuständigkeitsbereich der Hansestadt liegen. Zudem muss er die Kompensation der dadurch nicht vermeidbaren Emissionen im Stadtgebiet ab spätestens 2030 vorsehen.

Mit der Annahme des Bürgerbegehrens durch den Stadtrat ist die Arbeit noch längst nicht getan. Wir möchten als Bindeglied zwischen Gesellschaft und Politik agieren und die Stadt auf ihrem Weg zur Klimaneutralität unterstützen. Dabei werden wir natürlich die Erarbeitung des Klima-Aktionsplans im Auge behalten und den Prozess bestmöglich- wenn nötig, auch kritisch- begleiten. Wir werden weiterhin  lautstark für unsere Forderungen eintreten. 
Unser Ziel ist es, alle Lüneburger:innen auf dem Weg hin zur Klimaneutralität mitzunehmen. Lasst uns gemeinsam in dem Dialog treten, uns gegenseitig informieren, einander zuhören und gemeinsam Visionen von einem klimaneutralen Lüneburg 2030 schaffen.