Monitoring als Fieberthermometer für die Stadt

Bei CLAGE, so Jonas Gerdes, ist Monitoring, also die Überwachung von Vorgängen, tägliche Routine, um auf der Grundlage von Zahlen und Fakten Entscheidungen treffen zu können. Gerdes, Assistent der Geschäftsleitung des Lüneburger Familienunternehmens, war einer der Gäste, die sich an der Diskussion bei der Auftaktveranstaltung zum neuen Monitoring für Klimaschutzmaßnahmen beteiligten.

Gäste aus Lokalpolitik, Wirtschaft und Klimaschutzmanagement
Eingeladen zu der Veranstaltung am 14.05. im Museum Lüneburg, an der über fünfzig Gäste teilnahmen, hatte der Klimaentscheid Lüneburg. Mit dabei waren auch Mitglieder der Stadtratsfraktionen der Grünen, der SPD und der Linken, Jonas Gerdes als Vertreter eines Wirtschaftsunternehmens, sowie Klimaschutzmanagerinnen aus der Hansestadt, aus dem Landkreis Lüneburg und aus Uelzen. Moderiert wurde die Veranstaltung von Kristin Jordan, Sprecherin des Klimaentscheids, unterstützt von Katrin Hommen vom Klimaentscheid und Karla Bauszus, ebenfalls Sprecherin des Klimaentscheids.

Klimaschutzmaßnahmen auf Monitoring-Webseite
Zu Beginn erläuterte Katrin Hommen die Ziele, die der Klimaentscheid mit dem Monitoring verfolgt: die Maßnahmen des Lüneburger Klimaschutzplans werden auf einer Internetseite transparent und übersichtlich dargestellt und sind für alle einfach zugänglich. Das Monitoring macht Erfolge sichtbar, zeigt aber auch Hindernisse auf. Die Webseite dient überdies dazu, weitere notwendige Maßnahmen vorzuschlagen.
Die Monitoring-Webseite ist unter monitoring.localzero.net aufrufbar. Dort sind auch weitere Städte – wie Bremen und Dresden – zu finden, die das Monitoring einsetzen.

Diskussionen und Partizipation
Mit dem Monitoring wird auch eine Faktengrundlage für Diskussionen geschaffen und zur Partizipation angeregt. Der Klimaentscheid fordert die Lüneburger:innen und alle Akteur:innen der Hansestadt ausdrücklich zur Unterstützung auf: sie sollen Anregungen, Verbesserungen, Wissen und Informationen einbringen; hierfür können sie sich direkt an den Klimaentscheid wenden.

Wo befindet sich Lüneburg aktuell auf dem Weg zur Klimaneutralität
Mit dem Monitoring möchte der Klimaentscheid dazu beitragen, dass Lüneburg bis 2030 klimaneutral wird. Deshalb werden für die Maßnahmen Prioritäten, Zuständigkeiten und der aktuelle Status – mittels eines Ampelsystems – angegeben. Die Webseite stellt zudem das Gesamtergebnis des Monitorings dar: nur wenige der Maßnahmen sind bereits abgeschlossen, etliche Maßnahme hingegen werden als verzögert bewertet.

Bezug von Ökostrom als einfache Maßnahme für alle
Bauszus und Hommen zeigten beispielhaft drei Maßnahmen der Website. Die Maßnahme „Ökostrom für Kommune“ hat bereits den Status „abgeschlossen“, da die Stadt bereits qualifizierten Ökostrom für die Liegenschaften der Kommune bezieht. Hier wies Bauszus darauf hin, dass der Bezug von qualifiziertem Ökostrom eine der einfachsten Möglichkeiten für alle ist, sowohl für Unternehmen als auch für private Haushalte, CO2-Emissionen zu reduzieren.

Maßnahme „Radinfrastruktur“ ist verzögert in der Umsetzung
Die Maßnahme „Radinfrastruktur“ hingegen hat den Status „verzögert“. Wie Hommen erläuterte, geht es in dieser Maßnahme darum, die Forderungen des Radentscheids umzusetzen, beispielsweise durch den Ausbau von sicheren Radwegen und die Verbesserung der Sicherheit für Radfahrende an Kreuzungen.

Hindernisse bei der Umsetzung: fehlende Ratsbeschlüsse und fehlende Finanzmittel
Hommen ging auch auf wichtige Hindernisse für viele, im Klimaschutzplan enthaltene Maßnahmen ein: sie können erst dann angegangen werden, wenn ein weiterer Ratsbeschluss vorliegt und / oder die benötigten Finanzmittel bereitgestellt werden.

Unternehmensleitungen sind gefragt
Bauszus stellte als dritte Maßnahme „Klimaschutz als Führungsaufgabe“ vor – für diesen Maßnahmen-Vorschlag liegt die Zuständigkeit nicht bei der Stadtverwaltung und / oder der Lokalpolitik, sondern bei den Unternehmensleitungen. Auf der Webseite sind auch die Lüneburger Unternehmen aufgeführt, die hier Vorreiter und Vorbilder sind.

Diskussion nach der Fishbowl-Methode
Eine Diskussion nach der Fishbowl-Methode schloss sich an, bei der jeweils sechs Gäste im Wechsel auf Fragen der Moderatorin eingingen sowie untereinander diskutierten.

Nutzen des Monitorings – Wird der Plan umgesetzt? 
Zunächst erklärte Philipp Nuske von der Klimaschutzorganisation GermanZero, was er unter Monitoring versteht: „zu gucken ob der Plan, der gemacht wurde, auch umgesetzt wird“. 

„Was ist für euch der Nutzen des Monitorings“ fragte dann Kristin Jordan in die Diskussionsrunde, mit der bereits eingangs genannten Antwort von Jonas Gerdes. Bei CLAGE trägt unter anderem ein Energie-Monitoring zu Fortschritten bei der CO2-Einsparung bei. Gerdes hob hervor, dass es wichtig sei, Prioritäten zu setzen, zu schauen „wo ist der Hebel“.

Monitoring ergänzt die Treibhausgas-Bilanz
Pia Wiebe, Bereichsleiterin für Klimaschutz und Nachhaltigkeit bei der Hansestadt, wies auf die von der Stadt herausgegebene Treibhausgas-Bilanz hin, die wichtig sei und sagte „das Monitoring ist eine gute Ergänzung“.  

In Austausch mit der Industrie kommen
Torsten Franz aus dem Vorstand der Grünen Lüneburg verwies darauf, dass es bisher schwierig sei, mit den Hauptakteur:innen aus der Industrie in den Austausch zu kommen und sichtbar zu machen, wo in der Industrie besonders viele CO2-Emissionen entstehen.

Monitoring als Fieberthermometer – dem Stadtrat auf die Finger schauen
Laut Jarne Brandt von den Jusos könnte das Monitoring helfen, um „dem Stadtrat auf die Finger zu schauen“. Für Corinna Dartenne, Mitglied der Grünen-Fraktion des Stadtrats, stellt das Monitoring „ein Fieberthermometer für die Stadt“ dar: man könne sofort sehen „sind wir gut oder nicht so gut“.

Klimaschutz in Unternehmen erfordert Macher und Vorbilder
„Wir brauchen Macher, müssen Leute finden die Klimaschutz in Unternehmen umsetzen“ äußerte Jonas Gerdes im Verlauf der Diskussion. Gute Vorschläge und Impulse seien hilfreich für Unternehmen, ebenso wie Netzwerke mit anderen Unternehmen. „Das System lebt von positiven Vorbildern“, so Gerdes.

Umsetzung wichtiger Maßnahmen hat Vorrang vor Zollstock
Sollen auch quantitative Ziele eine größere Rolle spielen? Auf diese Frage eines Gastes ging Philipp Nuske ein:  Zu schauen, dass wichtige Maßnahmen überhaupt umgesetzt werden ist für ihn vorrangig und einfacher als „mit dem Zollstock oder einem Messgerät rumzulaufen und einzelne Maßnahmen quantitativ zu erfassen“. Man sollte sich „nicht mit Dingen beschäftigen, die uns wenig voranbringen“, sondern schauen, was die wichtigsten Maßnahmen seien und „über Transparenz sanften Druck auf die Politik ausüben“.

Auf die Abschlussfrage von Jordan, ob die Gäste Lust bekommen hätten, das Monitoring zu nutzen, gab es breite Zustimmung. Dartenne präzisierte es so: „das bringt Spaß“, als Empirikerin sei das genau ihr Ding.


Hier geht es zu einem Bericht von German Zero über unsere Veranstaltung.

Hier geht es zum Bericht bei Lüne-Blog.

Hier geht es zum Vorbericht in der Landeszeitung vom 25. April.

Nachstehend findet sich der Artikel der Landeszeitung zur Monitoring-Veranstaltung.
Quelle: Ute Lühr, Landeszeitung für die Lüneburger Heide am 28.05.2024: „Plattform für den Fortschritt“