Mehr Lebensqualität durch Klimaschutz Bestseller-Autor Nick Reimer zu Gast beim Klimaentscheid Lüneburg

Lüneburg. Am Ende signalisierten einige Gäste mit dem Eintrag in eine Liste, dass sie sich nun auch
beim Klimaentscheid Lüneburg engagieren möchten. Es war eine Reaktion auf den Tipp von Nick
Reimer: „Bildet Banden“, hatte der Bestseller-Autor auf die Frage geantwortet, wie jede*r Einzelne
am Besten zum Klimaschutz beitragen könne. Als zweiter Gast der Reihe „Klima.Wandeln.Hier“ hat
Reimer erläutert, wie die Klimakrise unser Leben verändern wird, wenn wir nicht umgehend
gegensteuern. Klar wurde: Bei allen Herausforderungen, die auf uns zukommen, ist Klimaschutz der
wichtigste Baustein für mehr Lebensqualität für uns alle.

Welche Folgen die Klimakrise für uns haben wird, beleuchtet Nick Reimer zusammen mit Toralf
Staud in dem Buch „Deutschland 2050“, das auf der Spiegel-Bestsellerliste geführt wird. Vor den
rund 30 Gästen in der Avenir Rösterei machte der Autor deutlich, wie sich die Klimakrise bereits
jetzt auswirkt. Ein Beispiel sind die Hitzetage, deren Anzahl sich aufgrund der Klimakrise auch in
Lüneburg noch deutlich erhöhen wird: „Hitzetage fordern in Deutschland bereits heute wesentlich
mehr Tote als der Straßenverkehr“, betonte der Umweltverfahrenstechniker und Journalist. Hitze
sei die am meisten unterschätzte Todesursache. Um Menschen davor zu schützen, sei eine
entsprechende Gestaltung der Städte notwendig – mit mehr Bäumen, gut durchdachten
Frischluftschneisen und Grünflächen. Der dafür benötigte Platz könne durch die Reduktion des
Autoverkehrs und frei werdende Parkplätze geschaffen werden.

Zuvor hatte die Moderatorin des Abends, Dr. Marie-Luise Braun, aufgezeigt, dass es in Lüneburg
noch keinen Hitzeaktionsplan gebe. Dieser legt fest, welche Maßnahmen eine Stadt ergreift, sobald
Meteorologen eine Hitzewelle für die Region ankündigen. Dazu gehören u.a. das Einrichten von
Räumen, in denen sich Menschen abkühlen können, aber auch kurzfristige und langfristige
Maßnahmen zum Kühlen der Städte, wie Schattenspender, Wasserstellen und Maßnahmen zum
Reflektieren der hitzefördernden Strahlung. Die Stadt Mannheim hat einen solchen
Hitzeaktionsplan erstellt, im Ruhrgebiet haben sich 16 Städte unter dem Namen „Klima Werk“
zusammengeschlossen, um sich beim Erarbeiten klimaschutzrelevanter Maßnahmen zu
unterstützen, so Braun. 

Reimer nannte als Orientierung für eine solche Stadtplanung Städte aus südlichen Ländern. Dort
gebe es schattige Plätze und Brunnen zur Kühlung. Viele Häuser hätten zudem eine weiße Fassade,
da die Farbe helfe, Hitze zu reflektieren, und so für kühlere Temperaturen in den Städten sorge.

„Wir werden unser schönes Leben bis zur Mitte des Jahrhunderts verlieren“, sagte Nick Reimer mit
Blick auf die Auswirkungen der Klimakrise. Vor diesem Hintergrund erläuterte er die Kipppunkte des
Klimasystems. Damit ist der Effekt gemeint, dass Bestandteile des globalen Klimasystems durch
äußere Einflüsse derart verändert werden können, dass sie eine Rückkopplung in Gang setzen.
Reimer nannte den Jetstream, der unser Wetter beeinflusst. Dieser sorgt derzeit dafür, dass sich
Wetterlagen länger halten. Dass sich also beispielsweise Hitzeperioden länger halten. In manchen
Gegenden Deutschlands – wie das Erzgebirge – beginnen Menschen aufgrund des geringen
Grundwasserstandes bereits wegzuziehen, so Reimer. Das Schmelzen der Gletscher auf Grönland
sorge langfristig für einen Anstieg des Meeresspiegels, der sich auch auf Lüneburg auswirken könne.
Da sich die Auswirkungen der Klimakrise bereits zeigten, sei es wichtig, die Infrastruktur schnell
umzubauen – und Hitzeaktionspläne zu erstellen, um die Menschen zu schützen, betonte Reimer. 

Kristin Jordan vom Klimaentscheid Lüneburg zeigte sich sehr zufrieden mit der Veranstaltung: „Die
angeregte Diskussion mit dem Publikum hat gezeigt, dass viele Menschen bereit sind, sich für den
Klimaschutz aktiv einzusetzen. Wir freuen uns, wenn sich weitere Menschen beim Klimaentscheid
Lüneburg engagieren.“ Und sie ergänzt: „Wir müssen JETZT handeln, wenn wir verhindern wollen,
dass wir schon in wenigen Jahren auch in Deutschland unter Wasserknappheit leiden, unsere
Landwirtschaft zusammenbricht und unsere Sommer unfassbar heiß werden.“

Die nächste Veranstaltung der Reihe „Klima.Wandeln.Hier“ wird sich ums Energiesparen drehen.
Dann ist Andreas Skrypietz von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt zu Gast. Er wird am
Donnerstag, 25 August, aufzeigen, welche Möglichkeiten Hauseigentümer*innen und Mieter*innen
haben, Energie zu sparen. Start ist um 19 Uhr in der Avenir Rösterei, Ilmenaugarten 137c.

Kooperationspartner*innen der Reihe „Klima.Wandeln.Hier“ sind Klimaentscheid Lüneburg,
Stiftung Leben & Umwelt – Heinrich-Böll-Stiftung Niedersachsen, agentur wortgewandt, und JANUN
Lüneburg e.V