Mit einem großen Artikel über uns startet unsere Präsenz in der Presse, genauer gesagt in der Landeszeitung Lüneburg. Wir freuen uns auf die vielen weiteren Artikel, die noch kommen werden!
Für ein besseres Erbe
Die Initiative „Klimaentscheid Lüneburg“ strebt ein Bürgerbegehren an. Ihr Ziel ist eine klimaneutrale Stadt
Von Ute Lühr
Lüneburg. Auch im Kleinen Großes bewirken. Das will die Initiative „Klimaentscheid Lüneburg“ erreichen – und sieht sich damit in guter Gesellschaft: Wo die Bevölkerung den Eindruck hat, dass sich Politik und Verwaltung nicht schnell genug bewegen, globale oder nationale Vorgaben oder Entwicklungen nicht zügig genug adaptiert und umgesetzt werden, bringen sich die Menschen ein. So zuletzt auch beim Thema Radverkehr. Ziel beider Gruppen ist dasselbe: Sie wollen ein Bürgerbegehren auf den Weg bringen.
„Lüneburg will Zukunftsstadt sein. Dazu gehört, dass wir Verantwortung übernehmen und unseren Beitrag leisten, um das 1,5-Grad-Ziel des Pariser Klimaabkommens einzuhalten“, sagt Moritz Meister, Student der Umweltwissenschaften und einer der treibenden Motoren der Aktion. 1,5-Grad: Das ist der Wert, auf den der menschengemachte globale Temperaturanstieg durch den Treibhauseffekt begrenzt werden soll, gerechnet vom Beginn der Industrialisierung um 1850 bis zum Jahr 2100. Das bedeutet, dass die Treib-hausgasemissionen bis 2050 nahezu auf null stehen müssen. Davon ist auch Deutschland noch meilenweit entfernt, nimmt man die Energiewende-Berichte der Bundesregierung als Basis.
Allerorts bilden sich deshalb derzeit Initiativen, die von unten Druck ausüben wollen: „Im vergangenen Jahr waren es bereits 20 Städte und Gemeinden, die über einen Klimaentscheid ihre Kommune zur Klimaneutralität führen wollen, wöchentlich kommt mittlerweile eine dazu“, sagt Meister. Frankfurt, München, Berlin oder Bremen sind aktiv, Münster, Marburg und Tübingen haben bereits beschlossen, bis 2030 klimaneutral zu werden. „Das wollen wir hier auch.“
„Wir“ – das ist ein harter Kern von rund 30 Menschen, primär jüngeren Jahrgangs, die sich im März 2020 gefunden haben. „Unsere Mitstreiter kommen aus unterschiedlichen Klimagruppen der Stadt“, erklärt der Student, darunter „fridays for future“, „fossil free“, „Greenpeace“, Nabu oder BUND. Und von den „parents for future“, die den Altersdurchschnitt heben, aber auch andere Sichtweisen in die Gruppe tragen. Eine von ihnen ist Astrid Völzke: „Seit zwei Jahren engagiere ich mich für den Umweltschutz, initialisiert durch meinen Sohn Jonathan“, sagt sie. „Wer sich mit dem Thema beschäftigt, wird erkennen: Wir steuern auf den Abgrund zu.“
Das will der „Klimaentscheid Lüneburg“ verhindern: „Wir wollen die Menschen dieser Stadt entscheiden lassen, welchen Kurs die Klimapolitik hier nehmen soll, denn die bisher auf unterschiedlichen Ebenen geplanten Maßnahmen reichen längst nicht aus, um die Klimakrise zu bremsen“, sagt Astrid Völzke. Bereits Anfang Dezember hat Moritz Meister mit zwei weiteren Mitstreitern deshalb das Bürgerbegehren bei der Stadt angemeldet. Wenn es den Verwaltungsausschuss passiert hat, kann die Unterschriftensammlung starten: Knapp 6000 Signaturen wahlberechtigter Lüneburger sind vonnöten, damit die Forderung entweder direkt vom Rat angenommen wird oder ein Bürgerentscheid erwirkt werden kann. Mindestens 12 000 Menschen müssten sich in einem weiteren Schritt dann dafür aussprechen, dass die Stadt bis 2030 klimaneutral werden soll, wofür dann ein Klima-Aktionsplan erarbeitet werden muss.
Dieser soll Angaben dazu machen, wie Lüneburg es schaffen will, netto keine Treibhausgase mehr zu emittieren, also ein Gleichgewicht zwischen Ausstoß und Aufnahme von Kohlenstoff aus der Atmosphäre in Kohlenstoffsenken – also Böden oder Wälder – herzustellen. „Dafür haben wir konkrete Maßnahmen“, sagt Astrid Völzke: Ob es der Ausbau erneuerbarer Energien durch die Förderung von Solarthermie und klimaneutraler Fernwärme über grünen Wasserstoff ist, die Wärmesanierung von Gebäuden oder ein aktiver CO₂ -Entzug, der den Erhalt der Wälder und eine nachhaltige Holznutzung im Fokus hat: Die Handlungsfelder sind vielfältig. Und nicht zuletzt der Wende im Bereich Mobilität misst der „Klimaentscheid Lüneburg“ eine wichtige Bedeutung bei, will mehr Platz für Menschen statt für Autos, will den Ausbau des Radnetzes bewirken. Spätestens da ziehen sie mit den Aktivisten vom Radentscheid an einem Strang: Auch im Kleinen Großes zu bewirken.