Klimaneutralität in Hansestadt und Landkreis Lüneburg: Was müssen wir dafür tun?

Wie viele Hitzetage wird es in den nächsten Jahrzehnten geben, wie viele Starkregen-Ereignisse und wie lang werden die Trockenperioden sein? Antworten auf diese Fragen kennt der Klimawissenschaftler Dr. Markus Groth. Er war Gast bei der Veranstaltung: „Klimanotstand im Landkreis Lüneburg: Was müssen wir tun?“ am 05.10. in Oerzen, zu der die Grünen eingeladen hatten. Auf dem Podium waren, neben Dr. Groth vom GERICS (Climate Service Center Germany mit Sitz in Hamburg), vertreten: Dr. Julia Verlinden (Bundestagsabgeordnete der Grünen), Lea Findeis (Mitglied der grünen Kreistagsfraktion) und Karla Bauszus (vom Klimaentscheid Lüneburg). Detlev Schulz-Hendel (Landtagsabgeordneter der Grünen) moderierte die Veranstaltung. Thema des Abends war der nötige Handlungsbedarf, um die vorliegenden politischen Beschlüsse der Hansestadt sowie des Landkreises Lüneburg zur Klimaneutralität bis 2030 umzusetzen..

Bevor es darum ging, wie die CO2-Emissionen bis 2030 auf Netto Null gesenkt werden können, gab Groth einen Überblick, wie sich die zunehmende Erderhitzung auf unsere Region auswirkt. Denn das ist eines der Arbeitsgebiete des GERICS: für alle deutschen Landkreise wurde ein „Klimaausblick“ genannter Bericht veröffentlicht, in dem die Entwicklung von Klimakenngrößen – wie Temperatur, Hitzetage, Trockentage oder Starkregentage – in diesem Jahrhundert dargestellt wird. Dabei werden jeweils drei Szenarien unterschieden: kein wirksamer Klimaschutz mit weiterhin hohen CO2-Emissionen, mittlerer Klimaschutz (bei dem die Emissionen erst ab etwa 2050 sinken) oder viel Klimaschutz mit immer weniger CO2-Emissionen. Groth forderte, dass erheblich mehr Geld für Klimaschutz ausgegeben werden müsse; umweltschädliche Subventionen müssten gestrichen werden. Er sieht keinen Raum für den Ausbau von Infrastrukturen für fossile Energien. „Es gibt Grenzen der Anpassung an die steigenden Temperaturen“ warnte Groth.

Dies unterstrich Julia Verlinden mit dem Hinweis auf die hohe Zahl von Hitzetoten, die es in Deutschland jetzt bereits gibt – was aber kaum kommuniziert würde. Auch sie forderte, dass „Milliarden vorrangig in die Transformation zur Klimaneutralität fließen müssen“. Ein Klimaschutz-Sofortprogramm des Bundes sei in Arbeit. Für Gebäude würde auch in Brüssel über Mindest-Energiestandards diskutiert. Auf kommunaler und Landes-Ebene sei wichtig, die benötigten Flächen für Solar- und Windkraftanlagen bereitzustellen.

Lea Findeis machte folgende Rechnung auf: laut Treibhausgasbilanz des Landkreises seien die Emissionen in den Vorjahren nur um 3 % jährlich gesunken – nötig seien ab 2022 aber 12 % pro Jahr, um bis 2030 klimaneutral zu werden. Sie vermisst konstruktive Mitarbeit und Ideen von anderen Parteien, um das gemeinsam beschlossene Ziel zu erreichen. Auch müsse der Landkreis das Klimaneutralität-Ziel besser kommunizieren, beispielsweise auf der Website des Landkreises. „Der zukünftige Landtag muss Klimaschutz zur Pflichtaufgabe machen und als Querschnittsaufgabe für alle Bereiche der Verwaltung verankern“ forderte Findeis.

Für Detlev Schulz-Hendel sind Klimaschutzbeauftragte eine weitere Möglichkeit, den Klimaschutz zu befördern. „Haushaltsgenehmigungen könnten verweigert werden, wenn der Klimaschutz nicht angemessen berücksichtigt ist“ schlug Schulz-Hendel vor.

Karla Bauszus ist nicht nur beim Klimaentscheid Lüneburg aktiv, sondern engagiert sich auch bei NiedersachsenZero, einem Bündnis aus sieben niedersächsischen Städten (darunter Hannover, Göttingen und Osnabrück), die alle Klimaneutralität bis 2030 oder 2035 anstreben. Auch NiedersachsenZero fordere „Klimaschutz als kommunale Pflichtaufgabe im niedersächsischen Klimagesetz zu verschärfen, um Kommunen handlungsfähig zu machen, finanziell auszustatten und so Klimaschutz umsetzen zu können“, erklärte Bauszus. Wichtig sei, dass alle Akteur:innen in die Diskussion und die Bewältigung der Klimakrise einbezogen werden. Insbesondere die Bürger:innen und Unternehmen müssten mitgenommen werden.