Klima.Wandeln.Hier. Diskussion über Klimajournalismus mit KLIMA vor Acht und Landeszeitung beim Klimaentscheid

Mehr Lösungen, weniger Probleme

In einer Sache waren sich Friederike Mayer, Pressesprecherin von KLIMA vor Acht, und Malte Lühr, Redaktionsleiter der Lüneburger Landeszeitung, schnell einig: Nur wenn gerade eine Katastrophe geschehen ist oder eine Klimakonferenz stattfindet, berichten die meisten Medien ausführlich über die Klimakrise. Sonst indes fehle es oft an entsprechenden Beiträgen. Oder aber es werden keine Bezüge zu Fragen des Klimaschutzes hergestellt, obwohl sie eigentlich auf der Hand liegen.
Verbindungen zum Klimaschutz gäbe es allen Ressorts, betonte Friederike Mayer. Dabei gehe es gar nicht darum, ständig Katastrophenszenarien zu berichten. Vielmehr solle guter Klimajournalismus zwar auf Probleme hinweisen, aber zugleich Handlungsoptionen und Lösungsmöglichkeiten aufzeigen, also konstruktiv berichten. Menschen sollen erkennen, was sie tun können oder wie Politik und Wirtschaft mit Fokus auf den Klimaschutz handeln sollten. „Auch über die Chancen einer nachhaltigen Lebensweise für unsere Lebensqualität muss viel mehr in den Medien berichtet werden“ sagt Kristin Jordan vom Klimaentscheid.
Mehr als zwei Stunden lang diskutierten Mayer und Lühr mit dem Publikum auf Einladung des Klimaentscheids Lüneburg zu der Frage: „Was ist eigentlich guter Klimajournalismus?“. Anlass war die Vorstellung des Buchs „Medien in der Klimakrise“, das die Initiative KLIMA vor Acht dieses Jahr veröffentlicht hat. Es enthält Beiträge namhafter Journalist*innen, Medienfachleute und Wissenschaftler*innen. Sie zeigen auf, wie eine umfassende und gute Berichterstattung zur Klimakrise aussehen sollte, und appellieren an die Medien, ihren Platz in der notwendigen öffentlichen Debatte einzunehmen.
KLIMA vor acht hat sich vor zwei Jahren gegründet mit dem Ziel, einmal wöchentlich ein Format vor den Hauptnachrichten der ARD zu platzieren, in dem – wie über Aktien bei „Börse vor acht“ – verständlich und aktuell über klimarelevante Themen berichtet wird. Friederike Mayer las Abschnitte aus dem Buch vor, die verdeutlichen, was genau fundierter Klimajournalismus ist und wie er in den redaktionellen Alltag integriert werden kann. Möglich sei das beispielsweise durch speziell geschulte Journalist*innen oder kleine Gruppen, die längere Zeit zu einem Thema recherchieren.
Letzteres ließe sich im redaktionellen Alltag einer Lokalzeitung schwer umsetzen, entgegnete Malte Lühr, der seit Februar dieses Jahres gemeinsam mit zwei Kolleginnen Redaktionsleiter der Landeszeitung ist. Er verdeutlichte, dass bei der Landeszeitung aktuell eine Umstrukturierung erfolgt, um den aktuellen Herausforderungen gerecht zu werden. Dazu gehören unter anderem Veränderungen in der Medienlandschaft, aber auch eine fundierte Klimaberichterstattung.

 

Marie-Luise Braun, die den Abend moderierte, warf den Blick auf jüngere Beispiele aus der Landeszeitung. Wie den Bericht über einen Bio-Landwirt aus der Region, dessen Umsatz aufgrund der aktuellen Finanzkrise stark zurück gegangen sei. Er überlegt inzwischen, seinen Betrieb aufzugeben. Braun äußerte den Wunsch, bei solchen Berichten auch eine Lösungsperspektive zu erhalten. In dem Fall einen Hinweis darauf, wie Konsument*innen günstig an Bioprodukte gelangen können – beispielsweise durch eine Mitgliedschaft in einer Food-Kooperative – oder aber, Möglichkeiten für den Landwirt, sein Einkommen zu sichern – wie das bei der Solidarischen Landwirtschaft möglich ist. Lühr pflichtete ihr bei und berichtete, dass die Landeszeitung derzeit mithilfe einer neuen Methode Themen langfristig planen möchte, um den Redakteur*innen die Möglichkeit zu geben, ihre Themen tiefer zu recherchieren.
Friederike Mayer legte dar, dass „Zukunftsrelevanz“ künftig einer der Faktoren werden müsse, nach denen Nachrichten ausgewählt werden, dass also Berichte über Zukunftsrelevante Themen bevorzugt veröffentlicht werden, zumal wenn sie konstruktiv aufbereitet werden. Das sei ganz im Sinne der Medien, betonte sie. Denn eine aktuelle Studie verdeutliche, dass sich Menschen über lösungsorientierte und konstruktive Berichte stärker an ein Medium binden lassen.

Die kommende Veranstaltung der Reihe „Klima.Wandeln.Hier“ wird sich um das Thema „Klimafreundlich speisen“ drehen. Weitere Informationen folgen in Kürze.

Kooperationspartner*innen von „Klima.Wandeln.Hier“ sind Klimaentscheid Lüneburg, Stiftung Leben & Umwelt – Heinrich-Böll-Stiftung Niedersachsen, agentur wortgewandt, T.U.N. e.V., 23grad e.V. und JANUN Lüneburg e.V.