01.05.2022 Graffiti an der Brücke zum Ilmenaugarten für Lüneburgs Klimavison

Hier sind 8 Mitglieder des klimaentscheids zu sehen, die in einer Reihe vor einer Lärmschutzwand sitzen und sich unterhalten. Die Lärmschutzwand ist mit Graffiti besprüht und es ist eine Bauhütte mit Wald im Hintergrund zu sehen.

Die Welt, so wie wir sie kennen, wird sich verändern

17 Graffiti-Künstler:innen haben am Wochenende ihre Gedanken und Utopien einer lebenswerteren, klimaneutralen Zukunft in attraktive Visionsbilder umgesetzt.
Diese sind nun entlang der Brücke zum Neubaugebiet Ilmenaugarten zu entdecken. Der Klimaentscheid Lüneburg hatte die Graffiti-Aktion gemeinsam mit dem Lüneburger Sprayer Claas Hoffmann initiiert und in Kooperation mit der Stadtverwaltung organisiert. Hoffmann konnte 16 weitere Künstler:innen aus der Lüneburger Region mobilisieren, um eine ca. 120 m lange Lärmschutzwand in eine Freiluft-Galerie zu verwandeln. Ziel des Projektes ist es, das angstbesetzte Thema Klimakrise so aufzugreifen, dass die Bilder Mut machen und aufzuzeigen, wie es anders geht. Entstanden sind zahlreiche, farbenfrohe Kunstwerke zu ganz verschiedenen Aspekten einer klimagerechten Zukunft: es geht unter anderem um mehr Grün in der Stadt, eine andere Mobilität, mehr Artenvielfalt und alternative Wohnformen. Viele Kunstwerke sind ortsunabhängig – ein paar beziehen sich aber auch auf Lüneburg.

So hat Claas Hoffmann den Stintmarkt und den Bahnhof gemalt, die bei ihm jedoch viel begrünter sind. „Es reizt mich, die Stadt mal anders darzustellen und Menschen damit zum Nachdenken anzuregen, wie man es machen könnte“, erläutert Hoffmann seine Motivation. Um anzuregen, Mobilität neu und anders zu denken, sind der Stint und der Bahnhof in seiner Utopie mit einer Gondel verbunden.

Nicht jedes Bild ist eine solche optimistische Utopie. Auch kritische oder satirische Auseinandersetzungen mit Themen wie Klimaflucht oder Umweltzerstörung durch Kapitalismus finden ihren Platz an der Wand. „Sie zeigen im Gesamtkontext der Galerie auf, warum wir nun dringend positive Zukunftsvisionen und neue Narrative für einen gesellschaftlichen Wandel brauchen“, stellt Kristin Jordan vom Klimaentscheid fest.

Die Künstler Cosmic und Herbird haben lange überlegt, wie sie die Zukunft und die damit verbundenen Veränderungen und Umbrüche visualisieren möchten. „Ein Kernthema des Klimawandels ist der steigende Meeresspiegel“ sagt Herbird, der die Realität nicht außen vor lassen will, „die Verbindung einer Flutwelle mit einer lachenden Krake soll Raum lassen für Interpretationen“. Interpretationsraum lassen auch die Worte, die ihr Kunstwerk durchziehen: „It’s the end of the world as we know it“. Die Welt, so wie wir sie kennen, wird sich verändern – so viel steht fest. „Und auch wir werden unseren Lebensstil und unsere Gewohnheiten ändern müssen. Das muss aber nicht negativ oder bedrohlich sein, sondern kann uns auch ganz neue Lebensqualität schaffen“, interpretiert Jordan den Spruch für sich.

Die beiden Sprayer sind sich bewusst, dass sich aber nicht alle Menschen für die Aussagen der Bilder interessieren: „Viele erfreuen sich einfach an den schönen Farben“. Und so gab es schon im Laufe der beiden Tage viel positives Feedback zu der bunten Brückengestaltung von vorbeilaufenden Anwohner*innen, die sich über die neue Kunst in ihrem Viertel freuen.