Im Rahmen der Wandelwoche lud am 22. Oktober der Klimaentschied zu der Veranstaltung „Klimaschutz und -anpassung in der Hansestadt Lüneburg: Konkurrierende Maßnahmen oder gemeinsame Konzepte?“ ein. Während 1,5 Stunden wurde gemeinschaftlich diskutiert, wo Konflikte und Synergien auftreten können und welche Potentiale es in Lüneburg gibt.
Neben den Interessierten aus der Zivilgesellschaft waren als Vertreterinnen der Verwaltung Klimaanpassungsmanagerin Amelie Grunenberg und die Bereichsleiterin Klimaschutz und Nachhaltigkeit Pia Wiebe eingeladen. Die Wissenschaft wurde durch Professor Dr. Markus Quante vom Helmholtz-Zentrum in Geesthacht und Dr. Markus Groth vom Climate Service Center Germany (GERICS) des Helmholtz-Zentrums Hereon vertreten.
Synergien und Konflikte
Nach einer kurzen Vorstellung der Expert*innen ging es schon gleich in den interaktiven Teil der Veranstaltung über. Die Teilnehmenden sammelten auf Stellwänden mögliche Konflikte und Synergien von Klimaschutz- und Klimaanpassung.
So besteht ein wesentlicher Konflikt darin, dass Anpassung an den Klimawandel vielfach als ausreichend angesehen wird, und Klimaschutz daher als verzichtbar eingestuft wird.
Als Konflikt wurde auch die Konkurrenz um finanzielle Mittel für Klimaschutz sowie für Klimaanpassung genannt. Konflikte entstehen zudem, wenn der notwendige Ausbau klimafreundlicher Verkehrsinfrastruktur, z.B. von Radwegen, gleichzeitig weitere Versiegelung erfordert.
Synergien wurden besonders im Bereich der Begrünung und Entsiegelung gesehen, da eine Begrünung sowohl für mehr CO2-Speicherung sorgt, als auch einen Kühlungseffekt mit sich bringt. Zudem wurde positiv hervorgehoben, dass Maßnahmen in beiden Bereichen das Bewusstsein für den Klimawandel steigern.
Lüneburg: Wo ist Potential?
Die Teilnehmenden der Veranstaltung konnten des Weiteren auf einer Karte der Stadt Lüneburg Orte markieren, an denen sie Best Practice Beispiele oder Potential für Maßnahmen ausmachen. Auf der Karte wurden nur sehr wenige Best Practice Orte markiert, hingegen aber sehr viele Orte mit Potential. Zu nennen sind hier z.B. der Marienplatz oder Am Sande. Markus Quante betonte, dass der Marienplatz sehr großes Potential hat, hier wäre durch Begrünung ein deutlicher Abkühlungseffekt zu spüren. „Es geht nicht nur darum, Geld in der Innenstadt zu verdienen“ so Quante, es müssten andere Konzepte gefunden werden.
Doch nicht nur der Marienplatz wurde diskutiert, sondern als negatives Beispiel auch der St. Stephanus Platz in Kaltenmoor, welcher erst vor einigen Jahren umgebaut wurde. Dieser ist bis auf wenige Bäume komplett versiegelt worden. Anwohnende, so berichtet eine Teilnehmende der Veranstaltung, waren über den Umbau erschüttert.
Auch das Thema Beteiligung bei Anpassungsmaßnahmen in Lüneburg wurde angesprochen. Amelie Grunenberg versichert, dass beim neuen Klimaanpassungskonzept für Lüneburg eine Bürger*innenbeteiligung geplant sei. Ein erster Schritt habe bereits mit der Tour de Klimaanpassung im September stattgefunden.
Klimaanpassung – und Schutz positiv sehen
Für Groth bietet Klimaschutz große Investitionschancen, „es wird zu viel negativ diskutiert“.
Zum Abschluss betont er, dass daran gearbeitet werden müsse, die Themen Klimaschutz und Klimaanpassung politisch interessanter zu bekommen, gerade auch im Hinblick auf die bevorstehenden Wahlen.
Laut Pia Wiebe hat das Thema Klimaanpassung gerade ein bisschen Konjunktur, v.a. weil es zur Verbesserung des Stadtbildes beitrage. Diesen Schwung gelte es auch für den Klimaschutz mitzunehmen. Denn auch wenn beide Themen sehr wichtig sind, so sei doch der Klimaschutz wegen der näher rückenden Kipppunkte das drängendere Thema. Dies unterstrich auch Quante: „jedes Zehntel Grad weniger Erderhitzung macht die Anpassung leichter“. Er wünscht sich, dass das Thema Klimaschutz sichtbarer wird, sowohl in den herkömmlichen Medien wie Tageszeitungen als auch in den sozialen Medien.
Der Lüne-Blog Artikel ist hier zu finden.